Meine lieben Mitstreiter im Kampf gegen das uralte Böse,
heute Nacht wurde ich Zeuge von Ereignissen, die ich niemals für möglich gehalten hätte!
Ich suchte im Netz nach den neuesten Informationen, welche die schönen Cthulhu-Miniaturen einer gewissen Firma betrafen, deren Namen ich aus bestimmten Gründen hier nicht wiedergeben darf.
Ich machte eine schreckliche Entdeckung, die mich zu sofortigem Handeln zwang.
Ich musste, um mir der ganzen Tragweite dieser Entdeckung bewusst zu werden, meine Figurenbestände dieser Firma überprüfen, um sicher zu gehen, dass mir keine Fehler bei meinen nun unausweichlich folgenden Gegenmaßnahmen unterliefen.
Ein einziger Fehler würde mich teuer zu stehen kommen, könnte sogar meine geistige Gesundheit gefährden, oder das, was davon noch übrig war…
So öffnete ich also das Geheimfach in meinem Schrank, das all meine alten und streng gehüteten Aufzeichnungen beinhaltet, Dinge, die nur wenige je zu Gesicht bekamen.
Doch diese reichten bei weitem nicht aus, um Klarheit über das volle Ausmaß der Katastrophe zu erlangen, deren dunkle Schatten bereits nach meinem Verstand griffen.
Ich war also gezwungen, zum allerletzten Mittel zu greifen, das mir noch blieb…
Also baute ich alle Miniaturen besagter Firma vor mir auf, um mir einen Überblick zu verschaffen und das Schlimmste zu vermeiden.
Ich begann mit den Figuren, deren Ebenbilder ihr seid… Ich ordnete sie an, wie es die alten Schriften befehlen…
Ich nahm weitere aus ihren verstaubten Behältnissen, solche, deren Zukunft noch unbestimmt ist, und fügte sie in das Große Muster ein.
Das Grauen drohte mich zu übermannen… das Muster war nicht komplett!
Ein Stück des Mosaiks fehlte!!!
Doch ich konnte nicht zurück, was begonnen wurde, musste nun auch zu Ende gebracht werden.
Ich öffnete weitere Fächer meines Archivs, solche, die der Rost der Jahre schwergängig gemacht hatte, und eine Flut von blutigem Wahnsinn ergoss sich über meinen Geist.
Doch ich widerstand ihm! Auch diese Teile fügte ich ein in das Große Mosaik.
Nun kam der schwerste Teil meiner Aufgabe…
Schubladen und Fächer, tief verborgen in den nahezu unergründlichen Weiten meines Archivs, staubig und rostig, verhangen mit Spinnweben, deren Herkunft bestenfalls unklar ist, deren Beschaffenheit aber auf Sie hindeutet, Sie, die große Weberin…
Mit zitternden Händen brach ich die Siegel, die äonenaltes Grauen in ihrem Bann hielten…
Das, was ich diesen Laden entnahm, muss ungenannt bleiben, auch euch gegenüber, meinen alten Freunden.
Diese Ausgeburten kranker Phantasien und fiebriger Alpträume, diese Schrecken aus den Weiten jenseits menschlicher Vorstellung, auch diese gehörten in das Muster, welches das unausweichliche Schicksal der Menschheit bestimmt.
Also fügte ich sie ein, denn so fordert es das Ritual…
Da standen sie nun, wie Figuren auf einem Schachbrett. Eine Menagerie des Grauens!
Auf der einen Seite diejenigen, die sich der Dunkelheit entgegenstemmen, ihr Leben, und was noch schlimmer ist, ihre geistige Gesundheit einsetzen, um die, die auf der anderen Seite stehen in ihre Schranken zu verweisen.
Und auf der anderen Seite ebenjene, diese tentakel- und klauenbewehrten Ungeheuer, deren einziges Ziel die Vernichtung all dessen ist, worum der Mensch tausend Jahrtausende lang gerungen hat.
Ich zog meine Schlüsse aus dem was ich sah, doch etwas verstörte mich.
Da war etwas, was mich lockte und rief…
Ich ging noch tiefer hinab in die unergründlichen Schlünde meines Archivs, und da fand ich etwas, was ich schon lange vergessen hatte.
Es war eine Kiste, im hintersten Winkel verborgen, unter zentimeterdickem Staub begraben, rostiger als alles, was ich zuvor gefunden hatte, die Ratten im Gemäuer hatten sie angenagt…
Ich griff danach, und ehe ich ihren Verschluss richtig überprüfen konnte ging sie mit erstaunlicher Leichtigkeit auf.
Darin befand sich nur allerlei Krimskrams, nichts, was von irgendeiner Bedeutung zu sein schien.
Steine mit seltsamen Zeichen darauf, Modelle von Gräbern, ein winziger Altar, ein primitives Kreuz aus Ästen, eine Säule aus Schädeln…
Ich legte alles zur Seite, nachdem ich es betrachtet hatte.
Dann…
Auf einmal brach es über mich herein…
Ein Toben und Tosen, ein Heulen und Pfeifen, ein Knurren und Brüllen, durchbrochen von einem wahnsinnigen Kreischen und einem Gedonner wie aus tausend Gewehren.
Ich eilte zurück in mein Studierzimmer, und da sah ich es…
Unheiliges Leben war in die Miniaturen auf dem Tisch gefahren, die fürchterlichen Monstrositäten schlachteten die wenigen standhaften Menschen dahin, ihre Waffen nützten ihnen nichts.
Die Mehrzahl der Menschen floh in Schrecken, nur um von klebrigen Tentakeln in fürchterliche Mäuler gezogen zu werden.
Da wusste ich, dass das Ende der Menschheit gekommen war, und ich wusste auch, wer daran die Schuld trug.
Hatte ich nicht, als ich mich von der verhängnisvollen Kiste abwandte, noch aus dem Augenwinkel gesehen, dass sich die kleinen, unbedeutenden Kramteile zu einem merkwürdigen, größeren Symbol geformt hatten?
Es gibt nur einen Weg um der Vernichtung zu entgehen…
Iä Shub Niggurath, Cthulhu fthagn…
Anmerkung:
Diese liebliche, kleine Geschichte entstand, als ich entdeckte, daß es die schönen „Call of Cthulhu” -Figuren von RAFM nicht mehr gibt, und ich meine Bestände überprüfte um beim Imp’s -Shop die noch vorhandenen Restposten plündern zu können.
Ich baute mit Hilfe eines alten Kataloges die Figuren auf meinem Wohnzimmertisch auf, und als ich damit fertig war, war der Anblick so furchteinflößend, dass prompt meine Phantasie mit mir durchging.
Wer die Figuren oder Lovecrafts Geschichten kennt, kann mir das sicher nachempfinden!
Die letzte Zeile ist eine preisende Anrufung an die dunklen Götter…